Carlos Cirne-Lima (UNISINOS)
In einem im Dezember 1999
veröffentlichten Artikel[1] habe ich eine allgemeine Theorie des Sollens,
d.h. die Grundlegung einer allgemeinen Ethik in ihren wichtigsten Zügen zu
skizzieren versucht. Mein Ziel war es, eine kritische Fundierung der
allgemeinen Ethik in ihrer Grundstruktur aus dem Geist und in der Tradition der
dialektischen Philosophie vorzuschlagen. Es handelte sich dabei um ein
Systemprojekt, das die dialektische Methode als Rückgrat hat, es ging um den
Anschluss an eine philosophische Tradition, die das abendländlische Denken von
Platon bis Hegel tiefgehend geprägt hat. Als aufsteigende Dialektik geht die
dialektische Philosophie vom Vielen, d. h. von der Vielfalt der empirischen
Dinge aus und schreitet zu den ersten Prinzipien, zum Einen und zur Zweiheit
empor; als absteigende Dialektik geht sie von den ersten Prinzipien aus und kehrt
zur Vielfalt der Dinge zurück, wobei sie die Verschiedenheit der in der
wirklichen Welt existierenden Dinge aus dem ersten ursprünglichen Ei erklärt (ex-plicari, explicatio ab ovo). Diese
ist die Dialektik von Plato, Plotinus und Proclus, im griechischen Altertum,
von Augustinus und Johannes Scotus Eriugena, im christlichen Mittelalter, von
Giordano Bruno und Nicolaus Cusanus, in der Renaissance, von Spinoza, Goethe,
Fichte, Schelling und Hegel, in der Moderne. Dies ist die Philosophie, die über
länger als vierundzwanzig Jahrhunderte so tiefgreifend die Geschichte unserer
abendländischen Zivilization geprägt hat.
Gegen diese Philosophie,
insbesondere gegen Hegels System, wurden schwerwiegende und überzeugende
Einwände erhoben. Hegel selbst, auf dem Höhepunkt seines geistigen Schaffens
stehend, hat auf feierliche und schwermütige Weise behauptet, dass die
Philosophie immer zu spät kommt, um das zu sagen, was getan werden soll[2]. Kann eine philosophische
Selbstkritik noch schärfer sein als diese? Wenn die Philosophie prinzipiell
immer zu spät kommt, wozu noch Philosophie? Wenige Jahre später hat Schelling
in seinen Münchener Vorlesungen zur Geschichte der Gegenwart[3] gezeigt, dass Hegels
System die Kontingenz schrittweise aus sich selbst ausschliesst und somit echte
Geschichtlichkeit, echte Freiheit und freie Auswahl und Verantwortung unmöglich
macht. Kierkegaard hat dann noch eine Kritik hinzugefügt, die sich in der
Geschichte des XX Jahrhunderts nicht bloss wahr, sondern auch folgenschwer
erwiesen hat: Das dialektische System löst das Individuum auf und führt so zum
politischen Totalitarismus; der Stalinismus ist ein Beleg hierfür. Als ob dies
alles nicht genug wäre, kommen noch zu den eben genannten die Einwände gegen
Hegels System die von Trendelenburg[4] und in unserem Jahrhundert
von Karl Popper[5]
und von der analytischen Philosophie erhoben worden sind: Der Widerspruch
zerstört die Vernunft, er baut sie nicht auf. Wie kann dann der Widerspruch zum
Motor eines Systems werden, das rational sein will?
Im Anschluss an die neuplatonische
Tradition schlage ich hier – wie in vielen vorhergehenden Arbeiten – eine neue
Fassung des dialektischen Systems vor; genauer gesagt, ich schlage eine
korrektive Transformation von Hegels System vor, das ja das letzte grosse System der dialektischen
Tradition ist. Ich behalte dabei Hegels Projekt der Philosophie – das ihn ein
Leben lang geleitet hat -, so wie er es in der Vorrede der Phänomenologie des
Geistes formuliert hat: Die Substanz des Spinoza[6] mit Kants freiem Ich zu versöhnen.
Hegel hat einen gigantischen systematischen Entwurf ausgearbeitet – einen der
grössten in der gesamten Geschichte der Philosophie -, aber er hatte, wie wir
wissen, nicht Erfolg damit. Die zunächst einmal so einfach erscheinende Aufgabe
erwies sich als ungeheuer schwierig, und Hegel konnte sie nicht lösen. Das von
ihm vorgeschlagene System enthält ja auf explizite Weise Kontingenz, aber diese
wird im Laufe der Argumentation mehr und mehr aufgelöst, um dann, wie im
medizinischen Vorgang der Abstossung eines eingepflanzten Organs, aus dem
System der Philosophie ausgeschlossen zu werden. Diese graduelle Auflösung der
Kontingenz ist letzten Endes der Grund, warum Hegels System zu einem System der
Notwendigkeit wird, wo Freiheit nur darin besteht, dass man jene Notwendigkeit
wissend anerkennt und annimmt, die das ganze Universum durchdringt, und die
somit auch unser Leben und unsere Geschichte bestimmt. In dem von Hegel
vorgeschlagen System gibt es keinen Raum für Ethik, für das Sollen, für
Freiheit in dem von Kant und von uns allen heute verstandenen Sinne dieser
Worte. Hegel har dies ganz klar erkannt: Die Eule der Minerva beginnt erst mit
der einbrechenden Dämmerung ihren Flug und die Philosophie kommt ohnehin immer
zu spät, um zu sagen, wie die Welt sein soll. Hegel hat ja, wie Spoinoza es
wollte, ein neuplatonisches System aufgebaut; Hegel hat ja Kontingenz und
Freiheit in seine dialektische Philosophie hinein verarbeitet, es ist ihm aber
nicht gelungen, die Freiheit im vollen Sinn, im Sinne Kants[7], im System zu behalten.
Die innere Dynamik von Hegels Dialektik hat Freiheit letzten Endes aus dem
System abgestossen. Somit ist aber die grosse Aufgabe, Spinozas Substanz mit
Kants freiem Ich zu versöhnen, eine unvollendete Aufgabe geblieben; dies ist
ein Problem, das noch nicht gelöst wurde, eine Frage, auf die noch keine
befriedigende Antwort gegeben worden ist. Die grosse Tradition der Philosophie
legt uns diese Aufgabe auf, und wir können sie nicht von uns abweisen; ich
nehme sie darum bescheiden und vorsichtig auf, denn ich kenne ja die
Risikofaktoren, die die Systeme von Spinoza, Schjelling, Hegel, Karl Marx und
von so vielen anderen zum Zusammenbruch geführt haben. Ich teile nicht die
Meinung jener Philosophen – und sie sind heute sehr zahlreich -, die angesichts
der Schwierigkeit der Aufgabe nicht bloss die Systeme der grossen Denker des
Deutschen Idealismus sondern auch das neuplatonische Projekt der Philosophie
aufgeben; sie geben das Projekt der Philosophie als allumfassende Wissenschaft,
die alle andere Wissenschaften in sich enthält, einfach auf, sie fühlen sich
nicht mehr der Aufgabe verpflichtet, eine Philosophie zu erarbeiten, in der
nicht bloss Spinozas Substanz sondern auch Freiheit und Ethik im vollen Sinn
Platz haben. Die allermeisten Philosophen der Gegenwart, auch jene, die in der
kontinentalen Tradition stehen, haben dieses Vorhaben aufgegeben und die Frage
einfach zur Seite geschoben. Sie meinen wohl, diese Aufgabe verlange
Unmögliches, dieses Vorhaben könne nie in die Tat umgesetzt werden, und
deswegen kehren sie zur Philosophie Kants und zu seinen Dichotomien zurück; sie
kehren zur scharfen Entgegensetzung zwischen a priori und a
posteriori, zur transzendentalen Methode, zur Trennung zwischen
theoretischer und praktischer Vernunft zurück. Auch die Diskursethik nimmt
diese Position ein. Auch sie steht im Rahmen einer modernisierten Philosophie
Kants und ist deshalb meines Erachtens nicht in der Lage, die Einwände wirklich
zu entkräften, die Fichte, Schelling und Hegel gegen Kant erhoben haben. Alle
kennen die Einwände, die von Schelling, Trendelenburg, Kirkergaard, Nietzsche,
Heidegger und so vielen anderen erhoben worden sind, und die Hegels System zum
Zusammenbruch geführt haben. Auch ich wurde mir vor sehr langen Zeit dessen
bewusst; schon in meiner Studentenzeit wurde ich von meinen Lehrern klar und
deutlich darauf aufmerksam gemacht. Ich habe die Systeme von Schelling und
Hegel studiert, ich habe sie aber nie für wahr gehalten. Ich habe diese Systeme
nicht für wahr gehalten, weil ich und alle andere wussten, dass sie schwere
Fehler enthalten. Aber ich habe nie das Projekt der Philosophie aufgegeben, das
Schelling und Hegel vorgeschwebt hat; ich habe nie die Aufgabe abgelehnt,
Spizonas Substanz mit Kants freiem Ich zu versöhnen. Dies sind die Motive und
die Erklärung dafür, dass ich immer wieder den Versuch unternehme, ein
neuplatonisches System der Philosophie aufzubauen; so war es im Buch Dialética
para Principiantes[8]
vom Jahre 1996, im Ethikartikel vom Dezember 1999 und ist es auch in dieser
Arbeit.
Ich nehme hier dieselben
Zentralideen wieder auf, ich zeichne denselben Grundriss eines Systems und
einer Ethik auf, mit dem einen Unterschied, dass ich hier vorwiegend die
Methode und die Sprache der analytischen Philosophie benütze. Ich versuche, die
Grundlinien einer allgemeinen Ethik, d. h. einer Analytik des Sollens Stück für
Stück zu zeichnen. In einem ersten Teil fange ich mit einer metalogischen
Analyse dessen an, was in jedem Diskurs immer schon vorausgesetzt wird, d.h.
Identität, Differenz und Kohärenz; letztere ist nichts anderes als das Prinzip
des zu vermeidenden Widerspruchs. In einem zweiten Teil versuche ich die im
ersten Teil erarbeiteten metalogischen Prinzipien in die Sprache der
Naturwissenschaften zu übersetzen und muss dann feststellen, dass eine sehr
genaue Ensprechung zwischen Meta-Logik und Meta-Physik besteht. In einem
dritten Teil zeichne ich die Grundrisse einer allgemeinen Ethik, die wie von
selbst aus dem im zweiten Teil Erarbeiteten hervorgeht.
1.
META-LOGIK
Als Anfang und Grundlage meiner
Erörterungen nehme ich die tautologische Aussage A = A. Man könnte hier jede
andere beliebige Tautologie nehmen wie B = B, oder Sokrates = Sokrates,
Universum = Universum usw. Wichtig für das Argument ist die Tatsache, dass die
Tautologie eine perfekte Tautologie ist, denn die perfekte Tautologie ist immer
und notwendig eine wahre Aussage. Niemand hat das je in Frage gestellt, ja
niemandem gelingt es, dies in Frage zu stellen. Das ist das erste Prinzip das
ich aufstelle: Die in der tautologischen Aussage ausgedrückte Identität. Dies
nenne ich das Prinzip der Identität.
Das so formulierte
Identitätsprinzip ist immer wahr und setzt zwei in ihm implizit enthaltene
Momente als notwendige Möglichkeitsbedingungen seiner selbst ebenfalls als wahr
voraus: das Moment der einfachen Identität und das Moment der iterativen
Identität. Die einfache Identität ist die des A, das immer schon vorausgesetzt
wird; die iterative Identität wird vorausgesetzt, weil man das A einmal links,
einmal rechts vom Gleichheitszeichen setzt. Man kann die ganze Operation
beliebig oft wiederholen und so die Serie A = A = A usw. konstruieren. Wenn man
die drei im Identitätsprinzip enthaltenen Momente explizit formuliert, so
entfaltet sich das Identitätsprinzip in drei Subprinzipien: einfache Identität,
iterative Identität, reflexive Identität.
PRINZIP DER IDENTITÄT
-
einfache
Identität: A
-
iterative
Identität: A, A, A...
-
reflexive
Identität: A = A
Das Identitätsprinzip wurde, dass
ich es wusste, von niemandem je geleugnet, denn wer es negiert setzt es immer
wieder voraus. Die einfache und die iterative Identität sind notwendige
Möglichkeitsbedingungen der tautologischen Aussage und sind darum immer und
notwendig wahr. Das ist das erste Prinzip der Meta-Logik jeder beliebigen
Sprache.
Das zweite Prinzip der Meta-Logik besagt, dass es ausser dem A, d.h. ausser
der einfachen, der iterativen und der reflexen Identität, andere Bestimmungen
in der Sprache gibt, wie z.B. B, C oder D, oder auch wie die Disjunktion, die
Konjunktion, die Implikation usw., wie die logischen Variabeln. Es gibt auch in
jeder Sprache den Sprechakt, der nicht ohne Selbstwiderspruch geleugnet werden
kann. Dieses zweite Prinzip besagt nur, dass es ausser der tautologischen Aussage
A = A noch etwas Anderes, eine Andersheit, eine Differenz gibt, die unter der
Gestalt von semantischen Zeichen wie B, C, D..., oder auch unter der Form von
syntaktischen Zeichen wie Implikation, Disjunktion usw., oder als Variablen
errscheinen, wie auch als Sprechakte vorkommen, die ja die pragmatische
Grundlage jedweder Sprache bilden. Ohne das gibt es kein Sprechen, keine
Sprache, keine Möglichkeit der Argumentation. Das Prinzip der Differenz – so
nenne ich es – drückt die notwendigen Möglichkeitsbedingungen jedweder Sprache
aus, die über die blosse Tautologie hinausgehen. Ausserdem drückt es auf
explizite Weise – und dies ist hier von Relevanz – die Notwendigkeit des
Sprechaktes aus, der, obwohl er selbst in sich kontingent ist, eine notwendige
Möglichkeitsbedingung von Sprache darstellt. Die logische Notwendigkeit der
tautologischen Aussage, um in Sprache formuliert werden zu können, setzt immer
einen Sprechtakt als ihre notwendige Möglichkeitsbedingung. Mit anderen Worten
und mit grösserer Präzision: Die kontingente Existenz des Sprechaktes ist
notwendige Möglichkeitsbedingung dafür, dass die logische Notwendigkeit der
tautologischen Aussage in Sprache ausgedrückt werden kann. Die Notwendigkeit
hängt hier von der kontingenten Faktizität ab; wie es übrigens der Fall ist in
den ersten Axiomen der Modallogiken, worin die Möglichkeit und die
Notwendigkeit von p aus der Faktizität von p hergeleitet werden. Das Prinzip
der Differenz führt über die Identität, d.h. über die Tautologie hinaus eine
Differenz ein, d. h. eine Andersheit, die nicht A, sondern B, oder C, oder D
usw. ist.
PRINZIP DE DIFFERENZ
-
Emergenz
des Anderen: B, C, D..
- andere
logisch-semantische Operatoren (Implikation, Disjunktion usw.)
- die logischen Variabeln
- der kontingente Sprechakt (Faktizität)
Es ist nun zu fragen, ob diese Differenz,
d.h. dieses Andere, aus der Identität von A streng deduziert werden kann. Mit
anderen Worten: B, das Differente, ist schon im A oder in der iterativen Serie
A, A, A... oder in der Tautologie A = A implizit enthalten? Viele Entitäten
können wohl aus der Tautologie hergeleitet werden, aber die Frage hier ist hart
und entscheidend: Kann man jedwede im Universum existierende Differenz aus der
Anfangs-Tautologie herleiten? Ist alles, die gesamte Logik, das ganze
Universum, sind all die Dinge einschliesslich unser kontingenter Sprechakt in
der Tautologie des Anfangs vorprogrammiert? Dass ich es wüsste, hat kein
Logiker so etwas je behauptet. Um eine Logik aufzubauen, braucht man ausser der
Tautologie andere Operatoren, andere Axiome, die Variabeln und die Sprechakte.
Logiker sind aber scheinbar vorsichtiger als andere Philosophen. Bezüglich der
Natur und des Universums gibt es ja in der Geschichte der Philosophie Autoren,
die gedacht haben, aus einem oder zwei ersten Prinzipien alles herleiten zu
können: Plato, Fichte, Schelling und vielleicht Hegel können hier als Vertreter
der These genannt werden, dass alles im ersten Prinzip vorprogrammiert ist. Das
ursprüngliche Ei, das am ersten Anfang steht, enthält demgemäss als implicatum
all das, was sich dann daraus als explicatum auf notwendige Weise
entwickelt wird. Die Philosophie sei – wird behauptet – die Wissenschaft, die
die explicatio ab ovo darstellt, die alles, d.h. die gesamte Etwicklung
des Universums aus dem ursprünglichen Ei, per plicam, jede einzelne
Falte erklärend rekonstruiert. Das gesamte Universum mit all den Dingen, die in
ihm enthalten sind, einschliesslich unsere Sprechakte, wäre demgemäss im ersten
Prinzip vorprogrammiert; wer diese ursprüngliche Programmierung entziffern und
lesen könnte, könnte auch alle Ereignisse vorausssagen, sowohl die, die gewesen
sind, wie auch jene, die jetzt geschehen, und jene die in Zukunft geschehen
werden. Wir haben hier einen radikalen Determinismus und einen totalen
Necessitarismus vor uns, die jedwede Kontingenz aus dem System ausschliessen
und auf diese Weise die freie Wahl unmöglich machen. Diese Denker negieren das
Prinzip der Differenz, denn jede Difrferenz, die eventuell auftauchen würde,
wäre sofort als eine weitere und notwendige Entwicklung des ersten Prinzips,
d.h. der Identität, entlarvt. Ich wiederhole die Frage: Ist alles im ersten
Prinzip vorprogrammiert? Oder gibt es Seiende, Entitäten, Dinge, die nicht
vorprogrammiert sind, die darum eine wirkliche Differenz, eine wahre Andersheit
sind, die die Faktizität von einem B bedeuten, etwas, das sich der
Notwendigkeit des A = A entgegenstellt und aus dieser Identität nicht ableitbar
ist? Wer behauptet, dass alles
vorprogrammiert ist, braucht das Prinzip der Differenz nicht, aber er trägt die
Last des Beweises: Er muss aus der Identität A = A wirklich alles, das gesamte
Universum deduzieren. Herr Krug[9] hat, wie wir wissen, von
Fichte verlangt, er solle die Feder, mir der er eben schrieb, deduzieren. Ist
so etwas möglich? Man hat es versucht; Versuche hat es gegeben, aber wir
Philosophen sind heute darüber einig, dass sie alle fehlgegangen sind.
Ausserdem haben wir heute das von Goedel bewiesene Theorem: Es wurde logisch
exakt bewiesen, dass es in jedem axiomatisierten System wahre Aussagen gibt,
die aber im Prinzip nicht ableitbar sind. Über Goedels Theorem hinaus gibt es
noch die völlig unableitbare Faktizität des kontingenten Sprechaktes. Wenn man
den kontingenten Sprechakt wirklich deduzieren könnte, so wäre er nicht mehr
kontingent, sondern notwendig; Kontingenz und Ableitbarkeit schliessen einander
logisch aus. Aus den dargelegten Gründen folgt, dass das Prinzip der Differenz
wahr und gültig ist. Es wird hier als solches eingeführt, wobei ich den
Sprechakt besonders hervorhebe: Zumindest mein Sprechakt in seiner kontingenten
Faktizität ist nicht im Prinzip der Identität A = A vorprogrammiert, er ist
nicht daraus ableitbar, er ist also nicht eine notwendige Folge eines
notwendigen und Notwendigkeit stiftenden Prinzips.
In Anbetracht der radikalen
Faktizität und der kontingenten Existenz meines Sprechaktes (und so vieler
anderer Dinge), habe ich oben gefolgert, dass nicht alles in der ursprünglichen
Identität vorprogrammiert ist, und dass deswegen das Prinzip der Differenz als
gültig und wahr eingeführt werden muss. Dieses ermöglicht und erklärt, wieso es
ausser dem A, noch ein B, ein C, ein D usw. gibt. Man möge hier besondere
Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die dem Sprechakt spezifische, eigene
Faktizität nicht mehr etwas a priori, sondern etwas a posteriori ist.
Eine Metalogik, die die Pragmatik berücksichtigt – und das ist heute schlicht
und einfach notwendig -, führt Kontingenz und Faktizität in das System ein;
somit kann das Syztem nicht mehr rein deduktiv a priori vorgehen. Wir
haben damit, wie wir gegen Ende dieser Arbeit sehen werden, die tiefliegende
Wurzel des Fehlers, der sowohl von Fichte wie auch von Schelling und von Hegel
im Aufbau des Systems begangen worden ist.
Die Differenz, d.h. die Emergenz
des Neuen, schafft hier eine ganz neue Situation, die vom Kohärenzprinzip nun
geregelt wird. Ausser der tautologischen Identät A = A, gibt es ein B, ein C,
ein D usw., die nicht A sind und nicht im A vorprogrammiert sind. Zweierlei
kann nun geschehen. Es kann erstens geschehen, dass ein Pol den anderen Pol als
unmöglich entlarvt und auf diese Weise entfernt, d.h. es kann geschehen, dass
der eine Pol wahr, der andere Pol falsch ist. Hierzu gelten die logischen
Inferenzregeln, denen gemäss z. B., wenn eine Aussage A (affirmativ und
universell) wahr ist, die entsprechende konträre Aussage E (negativ und
universell) immer und notwendig falsch ist. In solchen Fällen wird die im Gegensatz
zur Identität von A entstandene Differenz logisch eliminiert; die Emergenz des
Neuen war in diesem Fall sehr flüchtig, denn die Kohärenzregeln – vorausgesetzt
die Wahrheit von A – eliminieren rein logisch die Aussagen, sie sich dem A
konträr (E) und kontradiktorisch (O) entgegensetzen. In diesem ersten Fall
entsteht die Kohärenz durch die Eliminierung eines der beiden Pole, die in
Widerspruch kommen. Man merkt aber unmittelbar, dass solch eine Form, Kohärenz
herzustellen, zur Enstehung von Vielheit und Mannigfaltigkeit nicht viel
beiträgt. Denn die Elimierung zerstört nur, sie baut nichts Neues auf.
Diese erste Form, die Kohärenz
wiederherzustellen, ist die, die wir seit jeher aus der Logik kennen: Die
Eliminierung einer der beiden Pole, die in Widerspruch zueinander stehen. Es
gibt aber besonders in der Logik des Mittelalters eine zweite Form, die
Kohärenz wiederherzustellen, die heute von der mathematischen Logik nicht mehr
gebraucht wird; sie besteht in der Regel, dass, wenn immer notwendig, die nötigen
Distiktionen gemacht werden müssen. Z.B., Sokrates ist grösser und kleiner als
PRINZIP DER KOHÄRENZ
-
Eliminierung
eines der entgegengesetzten Pole
-
Einführung
von anderen Aspekten durch die Erarbeitung der nötigen Distinktionen
Gibt es in der Meta-Logik andere
Propositionen, andere Prinzipien? Sicherlich, aber hier brauchen wir sie nicht;
sie werden eingeführt, wenn man weitere logische Subsysteme ausarbeitet.
Zusammenfassend kann man demgemäss sagen, die drei ersten Prinzipien seien
folgende:
Prinzipien der Meta-Logik
1.
Identität
-
einfache
Identität A
-
iterative
Identität A, A, A...
-
reflexive
Identität A = A
2.
Differenz
-
das
Neue, das Andere, das Differente B
3.
Kohärenz
-
Eliminierung
eines der beiden Pole
-
Erarbeitung
und Einführung der nötigen Distinktionen
Die drei oben erarbeiteten
Prinzipien der Meta-Logik bilden, wie wir später sehen werden, die Grundlage,
auf der wir eine allgemeine Theorie des Sollens aufbauen. Das Sollen wird hier
als der modale Operator des Prinzips des Nicht-Widerspruchs eingeführt und
gerechtfertigt. Oder wie Apel so oft formuliert: Es geht hier um das Prinzip
des zu vermeidenden Widerspruchs, d.h. des Widerspruchs, den wir vermeiden
sollen. In Bezug auf die Positionen von Apel, Habermas, Höffe und so vielen
anderen Ethikern der Gegenwart wird hier nun die Frage aufgeworden: Kann man
von dieser Meta-Logik direkt und unmittelbar - d.h. ohne die Vermittlung einer
Naturphilosophie – zu einer Allgemeinen Ethik übergehen? Die Diskursethik tut
das. Vom performativen Selbstwiderspruch ausgehend, der das Prinzip D
rechtfertigt, schreiten Habermas und Apel sofort dazu, das Prinzip U und damit
die gesamte Allgemeine Ethik auszuarbeiten und zu begründen. Es gibt bei ihnen
keine Vermittlung durch die Natur, es gibt für sie nichts, was sich zwischen
der Meta-Logik und der Allgemeinen Ethik befindet. Der philosophische Diskurs
beschänkt sich auf zwei Themengebiete, nämlich eine Sprachphilosophie und eine
Allgemeine Ethik. Die Naturphilosophie ist ihnen – treuen Kantanhängern –
entschwunden; das Studium der Natur wird den empirischen Wissenschaften, Physik
und Biologie, übergeben. Man möge mir hier erlauben, einen anderen Weg
einzuschlagen und den Übergang von der Meta-Logik zur Ethik durch die die
Vermittlung einer Naturphilosophie zu machen. Im Systemprojekt, das ich hier
vorschlage, kommt nach der Meta-Logik eine Meta-Physik und eine Meta-Biologie
und erst danach die Allgemeine Ethik, oder, in Hegels Terminologie, die
Philosophie des Geistes. Ich komme somit zu Hegels Reihenfolge zurück: Logik,
Natur, Geist.
II. Meta-Physik
Der Übergang vom ersten
Systemteil, von der Meta-Logik, zum zweiten Systemteil, zur Natur, ist von
jeher eine intellektuelle Konstruktion, die äusserst komplex ist und
schwerwiegende Konsequenken in sich trägt. Die letzte Kategorie der Logik bei
Hegel, die absolute Idee, entlässt die Natur sozusagen frei aus sich heraus. In
Hegels genauen Worten: „Das Übergehen ist hier vielmehr so zu fassen, dass die
Idee sich selbst frei entlässt, ihrer absolut sicher und in sich ruhend“[10]. Die Natur ist also
gemäss Hegels Worten etwas, das aus der Logik frei entstanden ist; Natur ist
die Logik, die aus sich ausgegangen und nun entfremdet ausser sich selbst ist.
Wir wissen aber, dass die innere Dynamik von Hegels System eine solche
kontingente und freiheitsermöglichende Interpretation nicht zulässt. Freiheit
ist bei Hegel ein notwendiger Prozess, denn die Kontingenz wird immer,
obwohl auf graduelle Weise, aus dem
System entfernt. Die Logik entlässt auf notwendige Weise die Natur aus sich und
diese Natur räumt schon aus diesem Grund keinen Platz für die Kontingenz ein,
für freie Auswahl und für echte Geschichtlichkeit, sodass das ganze System zu
einer notwendigen deterministischen Konstruktion wird. Der Übergang von Logik
zur Natur ist ein logisch notwendiger Fortgang, meint Hegel, sodass die Natur,
weil so aus der Logik hervorgegangen, selbst ein notwendiges Produkt eines
unaufhaltsamen Prozesses ist. Genau hier hat Hegel einen Fehler, einen grossen
Fahler begangen, denn die Konsequenzen sind für die Struktur des Systems enorm
gross. Wenn dieser Übergang notwendig ist[11], so schliesst sich das
System in sich selbst ein, das System wird in sich notwendig und schliesst so
die Kontingenz und die Freiheit im modernen Sinne des Wortes aus. Hegel hat
sich geirrt, ja, was aber kann man hier machen? Hier fragen wir nun: Ist es
überhaupt möglich, diesen Übergang auf eine andere Weise zu machen? Kann man
diesen Übergang so konstruieren, dass die Natur nicht selbst zu etwas
Notwendigem wird? Wie kann man diesen Übergang so machen, dass das System offen
bleibt, offen für die Kontingenz und für Akte der freien Auswahl, offen für den
Vollzug von Freiheit und Verantwortlichkeit im heutigen Sinne des Wortes?
Vollbewusst der Schwierigkeiten, die dem Übergang von Logik zur Natur von jeher
anhaften, machen wir einen Schritt zurück und versuchen wir, von den drei
Prinzipien der Meta-Logik ausgehend, das Argument aufs Neue aufzubauen.
Prinzipien, um echte Prinzipien zu
sein, müssen universell sein, d.h. allgemeingültig. Um allgemeingültig zu sein,
müssen sie von allen Dingen und Entitäten gelten, müssen sie auf absolut alles
und deshalb auch auf sich selbst anwendbar sein. Sind die in der Meta-Logik
oben erarbeiteten Prinzipien wirklich allgemeingültig? Die Antwort ist
entschieden positiv, sofern sie sich auf das Prinzip der Identität und das
Prinzip der Kohärenz bezieht. Die Identität ist immer identisch mit sich
selbst; die Kohärenz ist immer kohärent mit sich selbst. Das erste und das
dritte Prinzip sind, wie ersichtlich, selbstanwendbar und können so als
allgemeingültig behauptet werden. Gilt aber dasselbe vom zweiten Prinzip? Oder
entsteht hier eine logische Antinomie? Das Differenzprinzip, das etwas
Differentes entstehen lässt, etwas, das in der Identität nicht schon
vorprogrammiert wäre, ist dieses Prinzip der Differenz different von sich
selbst? Ist Differenz different von sich selbst? Wenn sie different von sich
selbst ist, ist sie nicht Differenz, sondern Identität. Wenn sie aber Identität
ist, ist sie nicht mehr Differenz, sondern Identität. Dies ist die erste Seite
der Antinomie. Die zweite Seite ist folgende: Wenn die Differenz aber wirklich
identisch mit sich selbst ist, ist sie gerade darum Differenz und muss als
solche gesehen und behauptet werden. Somit ist Differenz eben Differenz und
nicht Identität. Das ist die zweite Seite der Antinomie. Man sieht hier, dass
das Differenzprinzip, wenn auf sich selbst angewandt, zu einer strikten
logischen Antinomie wird[12]. Wenn different, ist es
identisch; wenn identisch, ist es different. Wie in allen strikten Antinomien
werden wir auch hier von einer Proposition zur anderen hinübergeworfen, wir
oszillieren zwischen beiden Propositionen, ohne dass es dabei ein Ende gibt.
Wir sind in der Bewegung der Antinomie von einer ungeheueren logischen Kraft
bewegt, die uns nicht erlaubt, je zur Ruhe zu kommen. Dies ist das, was Hegel
die ungeheuere Kraft der Negation genannt hat.
Wir haben wir im Differenzprinzip
genau dasselbe Problem, das Frege und Bertrand Russell mit der leeren Klasse
hatten; wir haben hier die unaufhörliche Bewegung, die uns zwischen Wahrheit
und Falscheit, von einem Pol zum anderen Pol der Antinomie gehen lässt, ohne
dass dies je zu einem Ende kommt. Eigentlich müssten wir uns nicht darüber wundern.
Denn jedes selbstbezügliche Prinzip, wenn negativ, wird zu einer Antinomie. Was
wir nicht tun können, ohne die Rationalität zu verlieren, ist, im Hin und Her
der Antinomie zu verbleiben. Seit Bertrand Russell[13] wissen wir, dass die
Lösung für die Antinomien in der Unterscheidung und Einführung von Sprachebenen
besteht; wenn wir verschiedene Sprachebenen unterscheiden und erzeugen, können
wir die Antinomie auflösen. Hier in unserem Fall, d. h. im Differenzprinzip,
ist das Problem dasselbe, und die Lösung
scheint dieselbe zu sein. Auch hier müssen wir neue Sprachebenen erzeugen und
unterscheiden. Die Differenz ist notwendig und identisch mit sich selbst,
sofern sie ein principium principians der Meta-Logik ist, aber sie ist
kontingent und different von sich selbst, sofern sie ein principium
principiatum ist. Oder in der Terminologie von Spinoza: Die Differenz ist
notwendig (und identisch mit sich selbst) als natura naturans, sie ist
kontingent (und diferent von sich sellbst) als natura naturata. Die
gewaltige Bewegung, die allen grossen Antinomien inne ist, ist auch hier im
Differenzprinzip vorhanden. Es wird hier eine ungeuere metalogische Kraft
entbunden, eine ursprüngliche und machtvolle Bewegung, die in einem ersten
Augenblick alles zum Zusammenbruch zu führen scheint, die aber nachher, wenn
man die Antinomie durch die Einführung von verschienen Ebenen auflöst, sich als
der ursprüngliche Motor der Entwicklung der dialektischen Bewegung erweist.
Denn die vom Differenzprinzip erzeugte Bewegung lässt die verschiedenen Ebenen
entstehen, d. h. die Differenz verschiedener Aspekte. Auf einer ersten Ebene
ist das Differenzprinzip identisch mit sich selbst und notwendig; in einer
zweiten Ebene ist es, trozt dieser Identität auf der ersten Ebene, different
von sich selbst. Die Erzeugung der Differenz, die hier zum Vorschein kommt,
entspringt aus zwei Momenten: aus der Antinomie und aus der Auflösung der
Antinomie, die dem Differenzprinzip inne ist. Die kraftvolle Bewegung von einem
Pol zum anderen ist es, die die Differenz erzeugt, die, obwohl identisch mit
sich selbst, troztdem echte Differenz bleibt. Dies ist die ursprüngliche
Differenz, die zuerst eine strikte Antinomie ist und dann zur Auflösung der
Antinomie wird.
Eine Frage zwingt sich hier auf:
Wann ist die Differenz bloss eine Antinomie? Wann ist sie die Auflösung der
Antinomie? Die Antwort darauf ist klar, sicher und entschieden. Wenn die
Vielheit von Ebenen oder Aspekten erzeugt und eingeführt wird, dann ist die
Antinomie aufgelöst; dies wissen wir seit Bertrand Russell. Wenn aber die
Vielheit von Ebenen nicht erzeugt wird, dann gibt es keine Lösung, und die
Antinomie bleibt als solche da. In der Antinomie verbleiben ist aber nicht
bloss unbequem, sondern absolut irrational. Man kann nicht denken, man kann
nicht sprechen. In unserem realen Diskurs sind wir aber immer schon jenseits
der Antinomie, wir denken und sprechen, wir wissen und anerkennen die Vielheit,
d. h. die Differenz, die unsere Sprechakte charakterisiert und als kontingent
und historisch bestimmt. Die Differenz ist nicht bloss ein erstes Prinzip,
sondern auch ein real existierendes Faktum, sie existiert und west als eine
Wirklichkeit, von der ausgehend wir unsere gesamte Meta-Logik aufgebaut haben.
Diese Wirklichkeit ist das Faktum, dessen notwendige Möglichkeitsbedingungen
wir in der Meta-Logik als Prinzipien erarbeitet haben. Es folgt daraus aber,
dass die gesamte Meta-Logik seit jeher eine Natur voraussetzt, nämlich die
reale und kontingente Natur, wie sie in unseren Sprechakten vorhanden ist[14]. Die logisch semantische
und logisch pragmatische Struktur der drei Prinzipien der Meta-Logik führt uns
dazu, wegen des Vorhandenseins einer ursprünglichen Antinomie, die Existenz
einer Natur voraussetzen zu müssen, die anders als die Meta-Logik in sich
kontingent und geschichtlich ist. Die ungeuere Kraft des dialektischen
Pulsierens führt uns hier nicht zu einer Explosion, sondern zu einer Lösung:
Die Meta-Logik, „ihrer absolut sicher und in sich ruhend“, entlässt sich „frei“
als die Natur. Die Natur, die kontingent und geschichtlich ist wie unsere
Sprechakte, existiert und west als etwas, das verschieden von der Meta-Logik
ist. Der erste Systemteil hat also den zweiten Systemteil erzeugt, aber dieser
Übergang ist nicht ein notwendiger Prozess im Sinne Hegels. Die Natur ist hier
kontingent und räumt somit den Platz ein, wo sich Freiheit und
Verantwortlichkeit entwickeln können. Natur erscheint hier in einem doppelten
Aspekt: sie ist notwendig, sofern sie notwendige Möglichkeitsbedingung unseres
Denkens ist; sie ist aber kontingent, d. h. nicht notwendig, sofern sie als
kontingentes Faktum existiert. Daraus folgt aber etwas, das sehr wichtig für
unser weiteres Philosophieren ist: Diese Natur, da sie kontingent ist, kann
nicht logisch a priori deduziert werden. Dieselbe logisch semantische
und logisch pragmatische Analyse, die uns zu den drei Prinzipien der Meta-Logik
geführt hat, führt uns jetzt zu einer Natur, die sich kontingent und
geschichtlich entwickelt, zu einer Natur, die sich als Naturgeschichte entfaltet.
Das analytische Erkennen a priori räumt jetzt den Platz ein für ein
Erkennen, das auch a posteriori vorgeht. Die Naturphilosophie ist also –
im Gegensatz zu dem, was Schelling und Hegel meinten – ein Fach, in dem das a
priori nicht allein herrscht; nein, das a priori verkettet sich
darin mit dem a posteriori, und bildet so ein kontingentes aber trotzdem
rationales Gewebe. Welche sind nun, wenn man dies voraussetzt, die Prinzipien
einer solchen Naturphilosophie? Welche Prinzipien regeln ihre kontingente und
geschichtliche Entwicklung?
Wenn der zweite Teil des Systems
aus dem ersten Teil entstanden und erarbeitet worden ist; wenn die ersten
Prinzipien wirklich allgemeingültige Sätze sind, die alle Dinge bestimmen, dann
muss auch die Natur von den Prinzipien der Identität, Differenz und Kohärenz
bestimmt werden. Die Prinzipien müssen dieselben sein; dies ist a priori.
Ist das auch der Fall? Kann man a posteriori dasselbe behaupten? Wenn
wir auf die Natur a posteriori zurückschauen, stellen wir fest, dass es
so ist. Wir können darum von der drei meta-logischen Prinzipien gleichsam ohne
Übergang, die Meta-Biologie konstruieren. Seit Charles Darwin behaupten alle
Biologen mit Recht, dass die Natur sich gemäss gewissen Prinzipien entwickelt
und entfaltet. Welche sind diese Prinzipien einer kontingent geschichtlichen
Evolution? Wenn wir mit unserer Annahme Recht haben, müssen diese Prinzipien genau dieselbe sein, die wir in
der Meta-Logik erarbeitet und formuliert haben. Setzen wir also die Prinzipien
der Meta-Logik und die Prinzipien einer Meta-Biologie, wie sie sich die
Biologen denken, Seite an Seite. Daraus ergibt sich folgendes Bild von
Entsprechungen:
META-BIOLOGIE
Prinzipien der Meta-Logik Prinzipien der
Meta-Biologie
1.
Identität
- einfache Identität A Individuum
- iterative Identität A, A, A... Reproduktion, Replikation
- reflexive Identität A = A Gattung
2.
Differenz
- das Neue, das Differente Emergenz des Neuen
Mutation
durch Zufall
3.
Kohärenz
- Eliminierung eines Poles Tod = natürliche Auswahl
- Nötige Unterscheidungen Anpassung = natürliche Auswahl
Der Übergang der Meta-Logik zu den
verschiedenen formalen Logiken wie auch zur Mathematik wird durch die graduelle
Einführung von neuen logischen Axiomen a priori gemacht; diese kommen
dann zu den drei ersten vorhin erarbeiteten metalogischen Prinzipien dazu.
Formale Logik und Mathematik sind Wissenschaften, die strikt a priori
vorgehen; in ihnen kommen weder Faktizität noch kontingente Existenz vor. In
den formalen Wissenschaften ist alles, was sein kann, auch notwendig. Hier gibt
es nur die zwei klassischen Modeloperatoren: Möglichkeit und Notwendigkeit. Was
möglich ist, ist auf positive Weise notwendig; was nicht möglich ist, d. h. das
Unmögliche, ist auch notwendig, diesmal aber auf negative Weise. Der Übergang
zur Natur, wie wir es gesehen haben, wird nicht so gemacht. Die antinomische
Bewegung, die aus dem zweiten grossen Prinzip entsteht, wird durch die
Einführung der faktischen Vielheit von verschiedenen Ebenen aufgelöst und
überwunden. Die reale Faktizität, d.h. die kontingente Existenz von
verschiedenen Ebenen ist der Grund, der es möglich macht, dass die drei ersten
Prinzipien nicht leer bleiben, dass sie nicht bloss im Vakuum drehen als eine
formale Maschinerie, in welcher die Vielheit aus der Identität entsteht, um
dann sofort wieder in sie hinein zu verschwinden. Dies war der Fehler, den
Hegel begangen hat und den wir alle heute vermeiden wollen. Die Faktizität der
Sprechaktes, der als etwas Kontingentes existiert, ist das modale Medium, in
dem die philosophische Vermittlung zur Natur gemacht wird. So bestimmt und
verstanden kann Naturphilosophie nicht eine formale Wissenschaft wie Logik und
Mathematik sein, die nur a priori vorgeht. Da sie mit kontingenten
Fakten umgeht, die sowohl sein können wie auch nicht sein können, die aber de
facto sind, muss die Philosophie der Natur eine Wissenschaft sein, die
teilweise a priori, teilweise a posteriori arbeitet, und in der
die Enstehung und die Entwicklung der kontingenten Dinge als eine Geschichte
der Natur verstanden und begriffen werden. Der Entwicklungsgang der Dinge in
der Natur seit seinem ersten Anfang – ab ovo – bis zur Mannigfaltigkeit,
die wir in der von uns bewohnten Welt kennen, ist ein Evolutionsprozess, der
seit seinem ersten Beginn von gewissen Gezetzen bestimmt und gelenkt wird.
Welche sind diese Gesetze? Wenn wir Recht mit dem haben, was oben behauptet
wurde, müssen diese Prinzipien notwendig dieselbe sein, nämlich die Prinzipien
der Identität, der Differenz und der Kohärenz. Und es ist wirklich so. Die
Struktur der Meta-Biologie entspricht genau der der Meta-Logik. Was die
Biologen heute Darwinismus nennen, d. h. die allgemeine Evolutionstheorie, ist
in der Tat eine alte neuplatonische Theorie über die explicatio mundi,
eine Lehre über die Entwicklung aller Dinge aus einem ursprünglichen Ei (explicatio
ab ovo).
In der Meta-Biologie erklärt und
begründet das Identitätsprinzip das Individuum; in der Form des Subprinzips der
Iteration bestimmt es tiefwirkend die gesamte Biologie. Die Biolgie studiert
und erklärt die Lebewesen; Lebewesen sind die, die die Fähigkeit besitzen, sich
zu reproduzieren. Reproduktion in der Makrobiologie und Replikation in der
Zellbiologie sind zentrale Merkmale der biologischen Wissenschaften. In unserem
Jahrhundert haben die von David Ruelle und Robert May erarbeitete
deterministische Chaostheorie und die von Mandelbrot und vielen anderen
ausgearbeitete Fraktalgeometrie neue Räume für den Fortschritt der Wissenschaft
eröffnet[15].
Wir möchten in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass sowohl die
Chaostheorie wie die Konstruktion von Fraktalfiguren als ihren harten Kern
immer und notwendig iterative Rechnungsprozesse haben. Die Mannigfaltigkeit der
Formen in der lebenden Natur, die vom deterministischen Chaos bestimmt wird,
und sich in Fraktalfiguren ausdrückt, ist nichts anderes als die Konkretisierung
von iterativen Prozessen in der Natur. Auch die Theorie der Selbstorganisation,
die heuzutage so wichtig geworden ist, gründet im Subprinzip der iterativen
Identität. Die zirkuläre Bewegung der Selbstorganisation, die philosophisch
eine Form der Selbstbestimmung, d. h. der causa sui ist, ist eine
Konkretisierung der Identität, die sich selbst organisiert und als sich selbst
wiederholt. – Diese Prozesse aber, um von Dauer zu sein, müssen durch die
natürliche Auswahl gleichsam gefiltert werden: Hier kommt nun das
Kohärenzprinzip dazu.
Kann man die Meta-Biologie zu
einer Meta-Physik erweitern? Die Erarbeitung einer Meta-Physik steht heute vor
fast unüberwindlichen Schwierigkeiten, da den Physikern die grosse synthetische
Theorie, wir wir wissen, nocht gelungen ist, d.h. ein Modell, in dem die
klasissche Mechanik, die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik als
miteinander kompatibel und als komplementäre Momente einer einheitlichen Lehre
verstanden und dargestellt werden. Aber viele Bemühungen weisen in diese
Richtung und diese Synthese von Relativitätstheorie und Quantenechanik, obwohl
noch nicht erreicht, leuchtet als Ziel am Horizont der Wissenschaft. Sollten
die oben dargestellten Thesen über Meta-Logik und Meta-Biologie richtig sein,
dann müssen die Gesetze einer zukünftigen Meta-Physik dieselben sein, nämlich
Identität, Differenz und Kohärenz. Die klassische Mechanik und die
Relativitätstheorie in ihren Grundbegriffen weisen auf den notwendigen Kern der
Identität und der harten Kohärenz. Die Ungewissheiten und Unbestimmtheiten, die
Logik der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die aleatorischen Variabeln, das
Unbestimmte und Diffuse gewisser chaotischer Situationen, die alle typisch sind
für die Quantenmechanik, weisen auf das Prinzip der Differenz.
Die Mathematik des XXI
Jahrhunderts, schreibt David Munford in einem Aufsatz, der die auf eine Lösung
drängenden mathematischen Probleme der Gegenwart aufzählt – in einem von
bekannten Autoren wie M. A. Tiya, V. Arnold, P.Lax und B. Mazur herausgegeben
Buch[16] – wird wahrscheinlich die
klassische Logik, die heute den harten Kern der Mathematik bildet, durch eine
„weiche Logik“ (soft Logic) ersetzen, d.h. durch eine Logik der
Wahrscheinlichkeit, die verschiedene Grade von Freiheit bzw. von Kontingenz
zulässt. Dies wird dann in naher Zukunft erlauben, meint W. Wilton im zitierten
Buch, dass man eine M-Theorie ausarbeitet (M von Mutter, Mysterium oder Magie),
in der dann die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik versöhnt werden; in
noch spezifischerer Weise: die String Theories und die Superstring
Theories. Das Vorhandensein und die ständige Wiederholng derselben Muster
und derselben Grundgesetze in allen grossen Theorien der Physik und der
Biologie führen heute immer mehr Wissenschaftler dazu, das zu suchen, das E.
Wilson[17] in einem nicht genug zu
preisenden Buch consilience, d.h. Kohärenz nennt. Es mögen hier noch,
ausser Wilson und Witten, Ilia Prigogine[18], Steven Kaufmann[19], Richard Dawkins[20], John D. Barrow[21], David Deutsch[22] und so viele andere
zitiert werden. Diese auffallende Konvergenz von Gesichtspunkten und diese
Kohärenz von Strukturen und Gundgesetzen – dies der Sinn des altenglischen
Wortes consilience – weisen auf eine allgemeine Theorie der Natur, die,
wenn die oben diskutierten Thesen von Meta-Logik und Meta-Biologie richtig
sind, Identität, Differenz und Kohärenz als ihre Grundprinzipien haben wird.
III. Allgemeine Ethik
Der Übergang von der
Naturphilosophie zu der Philosophie des Geistes, d.h. zu einer Allgemeinen
Ethik, vollzieht sich gleichsam von selbst und ohne besondere begriffliche
Anstrengung. Wenn man die ersten drei Prinzipien von der metalogischen
Terminologie, in der sie ursprünglich formuliert worden sind, in die
Terminologie der Ethik übersetzt, so ergibt sich folgendes Bild:
Prinzipien der Meta-Logik Prinzipien der
Meta-Biologie
Prinzipien der Meta-Ethik
4.
Identität
- einfache Identität A Individuum
Mensch
- iterative Identität A, A, A...
Reproduktion, Replikation Familie
- reflexive Identität A = A
Gattung
Gesellschaft, Kultur
5.
Differenz
- das Neue, das Differente
Emergenz des Neuen
Kriativität des freien Aktes,
Mutation durch Zufall Erfindung,
Kunst
6.
Kohärenz
- Eliminierung eines Poles
Tod = natürliche Auswahl das Übel –
wenn Inkohärenz
- Nötige Unterscheidungen
Anpassung = natürliche Auswahl das Gute – wenn Kohärenz
Das Sollen wurde in seiner
Grundstruktur schon in der Meta-Logik eingeführt und gerechtfertigt als die
einzige wirklich allgemeingültige Formulierung des Prinzips des
Nicht-Widerspruchs, d. h. des Prinzips
des zu vermeidenden Widerspruchs. Das Sollen ist schon in der Meta-Logik als
Gesetz vorhanden und sagt, was sowohl analytische wie auch dialektische
Philosophen tun sollen, wenn ein Widerspruch auftaucht. Dasselbe Prinzip
erscheint in der Natur als das Gesetz der natürlichen Auswahl wieder, das nicht
kohärente Seiende eliminiert oder sie dazu bringt, die nötigen Distiktionen zu
machen, in diesem Fall die nötigen Anpassungen vozunehmen. In der Allgemeinen
Ethik kehrt dieses Prinzip noch einmal
als jenes Sollen wieder, das uns sagt, was wir in unserem Handeln tun und was
wir nicht tun sollen. Das ethische Gute und das ethische Üble sind, was sie
sind, wegen der Kohärenz oder Nicht-Kohärenz des ethischen Ich mit sich selbst,
mit dem anderen Ich, mit der weiteren Umwelt, mit dem Universum. Das
spezifische Merkmal des moralischen Guten ist demgemäss die universelle
Kohärenz. Wenn eine Handlungsregel universalisiert werden kann, d.h. wenn sie
in universeller Kohärenz steht, dann tun wir das ethisch Gute und nicht das
ethische Üble. Kant hatte Recht. Apel und Habermas haben Recht: Die
Universalisierung ist das Kriterium der Moralität. Und es ist notwendig, dass
diese Kohärenz in einem realen und konkreten Diskurs zu Tage trete, denn, da
die Menschen kontingent und geschichtlich sind, muss die Kohärenz auch in
dieser historisch konkreten Wirklichkeit realisiert werden. Aus diesem Grund
soll es den realen Diskurs geben, in dem die ideelle Diskurs-Situation
antezipiert wird und in dem wir den Konsenz suchen. Auch hier haben Apel und
Habermas Recht.
Im Gegensatz zu den eben genannten
Autoren aber haben wir eine Ethik entworfen, die auf einer Naturphilosophie
gründet, die ihrerseits in einer Meta-Logik ihre Fundierung und Rechtfertigung
hat. Dies ist auch der Grund, warum wir hier ausser den Prinzipien U und D
nicht ein Prinzip G (Gründe) brauchen, denn das Sollen geht in der
vorgeschlagen Theorie, aus dem Inneren den Natur heraus, schon inhaltlich
bestimmt hervor. Es geschieht hier eine Überwindung und eine Versöhnung von
Naturalismus und Kontraktualismus. Familie, Gesellschaft und Staat sind nicht
bloss durch die Natur, sondern auch durch einen Vertrag bestimmt. Der Vertrag
entsteht hier aus dem Inneren der Natur heraus und bestimmt die Natur weiter.
Das ist aber nicht eine naturalistic fallacy, denn das Sollen stammt
nicht bloss aus der Natur, sondern aus der Meta-Logik, in der es letztlich
gründet. Die vorgeschlagene Theorie macht auf diese Weise den Gebrauch eines
dritten Prinzips G (Gründe) überflüssig und bietet dazu noch zwei Vorteile
gegenüber der Diskursethik: die Regeln für ein gutes Leben und die theoretische
Grundlage einer umfassenden Ekologie sind darin grundgelegt.
Diese Erörterungen abschliessend
sei mir erlaubt, Folgendes zu sagen: Apel und Habermas haben völlig Recht mit
dem, was sie positiv sagen, sie haben aber Unrecht, so scheint es mir, wenn sie
die Naturphilosophie aus dem philosophischen Denkraum auschliessen. Die
Kontroverse über das Vorhandensein eines dritten Prinzips, G, ausser den Prinzipien
D un U, weisen auf dieses Defizit. Die unüberwindlichen Schwierigkeiten, die
sie haben, Regeln des guten Lebens zu formulieren und zu rechtfertigen, sind
ein Beweis dafür. Die hier vorgeschlagene Lösung, obwohl in vielen Punkten der
Diskursethik ähnlich, besteht in einer Transformation des neuplatonischen
Systems von Spinoza, Fichte, Schelling und Hegel. Das neuplatonische System
wurde aber schon in der Meta-Logik korrigiert und geändert durch die Einführung
der Faktizität, und korrelativ zu ihr, durch die Einführung des Sollens als
Prinzip der Kohärenz. Das hier vorgeschlagene System ist klar monistisch. Man
fragt sich hier: Materialismus oder Idealismus? Obwohl einige Materialisten
sich mit vielen oder mit fast allen hier vorgebrachten Ideen einverstanden
erklären könnten, ziehe ich es persönlich vor, das System als Idealismus zu
bezeichnen. Denn vor der Natur gibt es und gilt eine Meta-Logik. Die drei
ersten Prinzipien, Identität, Differenz und Kohärenz weisen auf eine Idealität,
auf ein Sollen, und nicht bloss auf die empirische Welt, die da faktisch ist.
Es handelt sich hier also sicher nicht um das, was man empirischen
Materialismus nennt. Wir haben hier eine idealistische Philosophie
vorgeschlagen, einen Idealismus, der zwar korrigiert worden ist, ja, der
„aggiornato“ und gegenwartsbewusst wurde, der Geschichtlichkeit beinhaltet, der
Platz für Freiheit und Verantwortung einräumt, der als System teilweise a
priori, teilweise a posteriori aufgebaut wird. Der Einwand bezüglich
des Widerspruchs als Motor der Dialektik wurde von mir anderswo ausführlich
behandelt und, meine ich, entkräftet; der Einwand des Necessitarismus des
Systems, das als solches keinen Platz für die Ethik einräumt, wurde weiter oben
aufgelöst. Faktizität und Sollen wurden in der Meta-Logik verankert und
gerechtfertigt, und dies hat es uns in der Folge erlaubt, die Grundlinien einer
Meta-Physik zu ziehen, spezifisch einer Meta-Biologie, wie auch einer
Allgemeinen Ethik, d.h. einer Philosophie des Geistes. Ich habe versucht, ein
dialektisches System zu skizzieren, habe aber dabei bloss die begrifflichen
Werzeuge der analytischen Methode benützt. Eine Analyse des Sollens? Ja, sowohl
das, wie auch eine Dialektik des Sollens. Dialektik und Analytik sind hier
komplementär und fliessen in eine einzige Methode konstituierend ein.
[1] CIRNE-LIMA, C. Ética de Coerência Dialética, in: Veritas, v. 44, nr. 4 (1999) p. 941-964.
[2] HEGEL, G.W.F. Werke (Ed. Theorie Werkausgabe, E. Moldenauer / K.M. Michel). Frankfurt
am Main: Suhrkamp, 1970, Bd.. 7, S. 26-28. Vgl. "Um noch über das Belehren, wie die Welt sein soll, ein Wort zu sagen,
so kommt dazu ohnehin die Philosophie immer zu spät." Ibidem, S. 28.
[3] SCHELLING, F.W.J. Ausgewählte Schriften, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1985, Bd.4: Zur Geschichte der neueren Philosophie (wohl
1833-1834), S. 417-616.
[4]TRENDELENBURG, A . Logische Untersuchungen, 2 Bde. Berlin, 1840.
[5] POPPER, K., Was ist Dialektik?, in: Logik
der Sozialwissenschaften, Ed. E. Topitsck, Köln/Berlin, 1965, S. 262-290.
[6] Vgl.
dazu CHAUÍ,M. A nervura do real.
Imanência e liberdade
[7] Freiheit im Sinne Kants ist Freiheit wie
sie heute von fast allen grossen Ethikern des XX Jahrhunderts wie Habermas,
Apel, Höffe, Rawls, G. Singer, P. Singer usw. verstanden wird. Auch ich
verstehe Freiheit als die Wahl zwischen Alternativen, die gleich möglich sind.
[8]
CIRNE-LIMA,C. Dialética para
Principiantes. Porto Alegre:
EDIPUCRS, 1997.
[9] Vgl. KRUG, W.T. Gesammelte Schriften, 12 Bd. Leipzig, 1830-1841; vgl. Bd. IX, S.
349-382, 383-434. HEGEL, G.W.F. Werke
(Theorie Werkausgabe, Ed. E. Moldenauer / K. M. Michel), Frankfurt am Main:
Suhrkamp, 1983, Bd. 2. S.
[10] HEGEL, G.W.F. Werke (Theorie Werkausgabe, Ed. E. Moldenauer / K. M. Michel). Frankfurt
am Main: Suhrkamp, 20 Bd. 1983, Wissenschaft der Logik, ibidem Bd. 6, S.
573.
[11] Vgl. dazu WANDSCHNEIDER, D./ HÖSLE,V. Die Entäusserung der Idee zur Natur und ihre
zeitliche Entfaltung als Geist bei Hegel, in: Hegelstudien 18 (1983) S.173-199.
[12] Ich danke hier meinem Kollegen E. Luft,
der mich darauf arfmerksam gemacht hat, dass genau an diesem Punkt meiner Erörterungen,
eine logische Antinomie auftaucht. Ich danke auch Thomas Kesselring für die vor
mehr als einem Jahrzehnt gehaltenen Diskussionen über dieses Thema, die damals
leider unabgeschlossen blieben. Vgl. Dazu auch HEISS, R. Logik des Widerspruchs, Berlin/Leipzig: Gruyter, 1932. Vgl. auch
KESSELRING, T. Die Produktivität der
Antinomie. Hegels Dialektik im Lichte der genetischen Erkenntnistheorie und der
formalen Logik, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1984. WANDSCHNEIDER, D. Grundzüge einer Theorie der Dialektik,
Stuttgart: Klett-Cotta, 1995. Gegen die These von Wandschneider vgl. PUNTEL,
L.B., Dialektik und Formalisierung. Discussion.
In: Journal for General Philosophy of
Science 2 (1997) S.1-17. Puntels Einwand trifft, meine ich, Wandschneiders
Theorie, nicht aber die von mir hier vorgeschlagene.
[13] Die theory
of types ist in ihrem harten Kern nur eine Unterscheidung von Sprachebenen.
[14] Wenn die Antinomielösung eine bloss
logische Konstruktion ist, ohne dass reale Ebenen unterschieden werden, dann
wird die antinomische Struktur zirkulär und die Antinomie kehrt, nachdem sie
die Etappen ihres Kreislaufs durchlaufen hat, zu ihrem logischen Anfang zurück
und beginnt von vorne ihren ins Unendliche gehenden Kreislauf; damit bleibt sie
aber ein zutiefst irrationaler Prozess. Die Arbeiten von Blau zeigen dies,
obwohl er sich dessen vielleicht nicht ganz bewusst ist. Vgl. BLAU, U. Die Logik der Unbestimmheitheiten und
Paradoxien, in: Erkenntnis 22
(1985) S.369-459.
[15] Einen schönen Überblick darüber gibt
GLEICK, J. Chaos. Making e New Science. New York: Penguin Books, 1988, 354 S.
[16] Vgl. V.
ARNOLD et alii (editores). Mathematics -
Frontiers and Perspectives, Providence: American Mathematical Society,
2000, 459 p. Vgl. auch die Besprechung von N. C. da Costa, in: Folha de São
Paulo, 9 Juli 2000, Beiheft MAIS, S.13.
[17] WILSON, E. O. Consilience. The Unity of Knowledge.
[18] PRIGOGINE, I. The End of Certainty. Time, Chaos and the New Laws of Nature. New
York: Free Press, 1997, 228 S.
[19] KAUFMANN, S. At Home in the Universe. The search for the Laws of Self-Organization
and Complexity. New York/Oxford: Oxford University Press, 1995, 321 S.
[20] DAWKINS, R. The selfish Gene. Oxford: Oxford University Press, 1976.
[21] BARROW, J.D. Teorias de Tudo. A busca da explicação final. Rio de Janeiro: Zahar, 1994, 292 S.
[22] DEUTSCH, D. The Fabric of Reality. New York: Penguin, 1998.